BVG, SEV?! WTF!

Alles rund um den Schienenersatzverkehr

Beim Schienenersatzverkehr (SEV) handelt es sich um Busse und andere Fahrzeuge, die eingesetzt werden, wenn Straßenbahn, U-Bahn oder Bus nicht fahren können. Dabei ist zwischen ungeplantem und geplantem Schienenersatzverkehr zu unterscheiden. Warum der SEV unverzichtbar ist, erklären wir dir hier.

Jede*r Berliner*in kennt die Ansage: „Achtung! Zwischen den Bahnhöfen X und Y besteht ein Schienenersatzverkehr mit Bussen.“ Nicht wenigen werden diese Worte bestimmt eiskalt den Rücken runterlaufen. Beschwerden zum SEV gehören schließlich zu den häufigsten Beschwerdegründen, die unseren Kundendialog erreichen. Warum das Einrichten eines Schienenersatzverkehrs gar nicht so leicht ist und wann wir um Einsicht und Geduld bitten, erklären wir gleich. Zuerst einmal müssen wir zwischen den beiden SEV-Arten unterscheiden.

Der ungeplante Schienenersatzverkehr

Die Metropole Berlin ist unberechenbar, so auch der ÖPNV. Vor allem im Zuge des Klimawandels kommt es derzeit immer häufiger zu Unwettern und Wetterextremen. Diese führen zu Überschwemmungen, Stromausfällen oder Bäumen auf den Gleisen, welche wiederum den Schienenverkehr unterbrechen. Auch Unfälle, Havarien und andere ungeplanten Störungen gehören in Berlin leider zum Alltag. Damit man nicht im Büro unter dem Schreibtisch schlafen muss, weil die U-Bahn nicht fährt, bemühen sich unsere Verkehrsmeister:innen und Liniendisponent:innen in solchen Ausnahmesituationen einen Not-Schienenersatzverkehr einzurichten.

Zwar ist der Begriff Schienenersatzverkehr geläufig, doch ein Ersatzverkehr kann auch für unsere Busse eingerichtet werden. Zum Beispiel dann, wenn eine Busroute aufgrund von Unfällen oder Havarien unterbrochen werden muss. In solchen Fällen bemühen wir uns einen Ersatzverkehr mit Taxis und Co. einzurichten. Da man all diese Ereignisse oftmals nicht vorausplanen kann, handelt es sich hierbei um den (du hast es erraten) ungeplanten Schienenersatzverkehr.

Der geplante Schienenersatzverkehr

Anders bei dem geplanten Schienenersatzverkehr. Die BVG ist nun mal fast 100 Jahre alt und hat, wie jeder Mensch in so einem hohen Alter auch, ihre Wehwehchen. Egal, ob Aufzug oder Streckensanierung, wir bauen kontinuierlich aus und erneuern alles, was in die Jahre gekommen ist. Unsere Bauabteilung plant Bauarbeiten (LINK) mit großer Sorgfalt und behält bei der Planung der Baumaßnahmen sowie des Schienenersatzverkehrs immer die Bedürfnisse der Kund*innen so gut es geht im Vordergrund.

Die Organisation eines SEV beginnt mit einer sorgfältigen Analyse der Baumaßnahmen. Ziel ist es, die Einschränkungen für Fahrgäste, Anwohner*innen und andere Verkehrsteilnehmende so gering wie möglich zu halten. Deswegen werden Bauarbeiten oft in mehrere Abschnitte unterteilt, um die Auswirkungen auf den Betrieb zu minimieren. Ein entscheidender Faktor bei der Einrichtung eines Schienenersatzverkehrs bei der BVG ist außerdem die Abstimmung mit der Straßenverkehrsbehörde, um neue Strecken und Haltestellen für Ersatzbusse festzulegen. Dabei müssen auch die innerbetrieblichen Abläufe sowie Vorgaben des Landes berücksichtigt werden. Auf Baumaßnahmen Dritter wie z. B. des Landes Berlin, die auch den öffentlichen Nahverkehr beeinträchtigen, haben wir leider keinen Einfluss. Das alles dauert Zeit und ist nicht selten recht kompliziert.

Um den BVG SEV so reibungslos wie möglich zu gestalten, werden zahlreiche Maßnahmen ergriffen. Wir versuchen beispielsweise, sofern möglich, den Ersatzverkehr auf Tagesrandzeiten, auf das Wochenende oder in Schulferien beziehungsweise Semesterferien zu legen. Denn hier sind weniger Menschen auf den ÖPNV angewiesen. Zudem richten wir klar gekennzeichnete Ersatzhaltestellen ein und Kommunizieren regelmäßig mit unseren Fahrgästen, um euch stets auf dem Laufenden zu halten. Zuletzt wird digital gesteuertes Verkehrsmanagement immer wichtiger, um Echtzeitdaten für eine schnelle Anpassung des SEV zu nutzen und den Schienenersatzverkehr zu optimieren.

Warum der SEV nicht immer so funktioniert, wie er sollte

In der Theorie sollte der geplante Schienenersatzverkehr so wenig wie möglich in deinen Alltag einschneiden. Doch leider funktioniert das in der Praxis nicht immer so. Die Umsetzung eines SEV bringt nämliche viele Herausforderungen mit sich. Komplexe Verkehrssituationen in Berlin führen oft zu Staus, die den SEV verlangsamen oder behindern können. Zwar werden, wenn möglich, temporäre Busspuren eingerichtet, doch diese können von anderen Verkehrsteilnehmenden oder Lieferfahrzeugen blockiert werden. Zudem sind spontane Änderungen wie Umleitungen oder zusätzliche Baustellen oft schwer vorhersehbar. Zuletzt kann der Ersatzverkehr keinem direkten Schienenverlauf folgen und muss oft durch Parallelstraßen geleitet werden, was die allgemeinen Reisezeiten oftmals verlängert.

Da wir über diese Faktoren allgemein keinen Einfluss haben, bitten wir um Verständnis und etwas Geduld, wenn der Schienenersatzverkehr nicht ganz pünktlich ist. Unser Tipp: Nutze den längeren Fahrtweg, um ein gutes Buch zu lesen oder die 20-minütige Sprachi deiner Bestie anzuhören.

BVG Muva

Wenn du in deiner Mobilität eingeschränkt bist und den BVG-Schienenersatzverkehr nicht nutzen kannst, beispielsweise weil der Bus zu voll oder nicht barrierefrei ist, dann solltest du unbedingt einen BVG Muva rufen. Hierbei handelt es sich um unseren barrierefreien Sprinter-Service, welcher dich kostenfrei von einer U-Bahn-, S-Bahn- oder Bushaltestelle zur nächsten in einem Umkreis von fünf Kilometern bringt.

Zusammenfassung

Wie du also sehen kannst, ist der Schienenersatzverkehr der BVG, wie so ziemlich alles in Berlin, kompliziert und unberechenbar, deswegen bitten wir auch um dein Verständnis. Letztendlich ist auch die größte Baustelle irgendwann fertig gebaut und dann rollt alles wieder wie gewohnt.

Zum Abschluss noch ein Fun Fact:

Als erster Schienenersatzverkehr Deutschlands gilt der Betrieb von Pferdeomnibussen in den Jahren 1840/41 zwischen Vienenburg und Schladen. Dieser wurde notwendig, da sich die Eröffnung des entsprechenden Abschnitts der Bahnstrecke Braunschweig–Harzburg wegen Bauverzögerungen verzögerte.