Aller Anfang beginnt mit „A“
1902 nahm in Berlin die erste elektrische Untergrundbahn den öffentlichen Betrieb auf. Das Großprofil, die BVG und die überfüllte U8 zum Feierabend gab es damals alles noch nicht. Die erste Bahn fuhr auf einem Kleinprofil und verband Berlin mit der damals selbständigen Nachbarstadt Charlottenburg. Zur Eröffnung der ersten U-Bahn-Strecke ging auch das erste Serienzugmodell der U-Bahn an den Start. Diese wurden passend AI (auch A1) getauft, denn schließlich muss man ja irgendwo anfangen.
Die Holz(!)wagen besaßen Längssitze, eine Gegebenheit, die bis heute im Kleinprofil beibehalten wurde, hatten Türen, die per Hand geöffnet und geschlossen werden mussten und konnte eine Höchstgeschwindigkeit von 50 km/h erreichen. Die A-Reihe wurde in den kommenden Jahren erweitert und ausgebaut. Bereits die ersten Holzwagen waren gelb, allerdings nicht durchgehend, erst mit der Einführung der Stahlwägen 1924 waren die Wägen komplett gelb. Übrigens gab es damals auch rote Wägen, in denen man rauchen durfte.
Ab 1928 fuhr die nächste Baureihe auf den Schienen des Kleinprofils, das Modell AII (A2) Im Vergleich zur AI fuhr die modifizierte Baureihe AII jetzt mit zweiflügeligen Schiebetüren und ein paar technischen Erneuerungen durch die Stadt. Im Sprachgebrauch wurden diese Züge auch „Amanullah-Wagen“ genannt, da der afghanische König Amanullah Khan zum Zeitpunkt der Auslieferung der Wagen Berlin besuchte.

Nach dem Krieg wurde von der Westberliner BVG ab 1960 die nächste Baureihe eingeflottet, du hast es geahnt; die A3. Gefolgt von den Gattungen A3L (Leichtmetallbauweise), A3L 82 (mit Gleichstromstellern), A3L 92 (mit Drehstrom) und A3E (A3L 92 mit angepasster Lebensdauer). Auch hier sind alle Wägen mit Längssitzen ausgestattet, die doppelflügeligen Taschenschiebentüren werden im Vergleich zu früheren Baureihen mit Druckluft betrieben. Vor allem die neueren Wagen dieser vier Gattungen werden Kleinprofilfahrer:innen bekannt vorkommen, sie sind bis heute noch auf den Linien U1 bis U4 im Einsatz, allerdings werden sie nach und nach durch unsere neueren Baureihen ersetzt.

Wie Gisela nach Nordkorea kam
Nach dem zweiten Weltkrieg fuhren auch im geteilten Berlin U-Bahnen, zwar befand sich der Großteil des Kleinprofils im Westen der Stadt, doch auch in Ostberlin gab es eine Kleinprofilstrecke, die bedient werden wollte. Dabei handelte es sich um die östliche Strecke der heutigen U2, die damals als Linie A zwischen Thälmannplatz (Heute U-Bahnhof Anton-Wilhelm-Amo-Straße) und Pankow fuhr. Bis 30 Jahre nach Kriegsende kamen hier noch AI- und AII-Züge aus der Vorkriegszeit zum Einsatz, doch diese wurden ab 1975 in den wohlverdienten Ruhestand geschickt. Die Berliner Urgesteine wurden von der Baureihe G abgelöst, die auch liebevoll Gustav (G) und Gisela (GI/GII) genannt wurden. Die Fahrzeuge der GI-Modelle kommen auch heute noch zum Einsatz – selbstverständlich modernisiert mit u. a. einem Mehrzweckbereich für Fahrräder, Kinderwagen und Gepäck.
Aufgepasst! Jetzt wird es richtig kurios: Gisela ist heutzutage nicht nur auf Berliner Schienen unterwegs, die deutsche Dame findet man auch auf den Schienen der nordkoreanischen Hauptstadt Pjöngjang. Denn nach der Wiedervereinigung gab es viele überschüssige Fahrzeuge und nicht genug sicheren Abstellplatz. Bereits 1996 betrat Gisela erstmals das Land, 1999 folgten mehr als 100 der Züge. Gisela nahm kein Flugzeug für diese Reise, sie wurde bis Wismar gefahren und dort in Schiffe verladen. In Nordkorea angekommen musste Gisela sich von ihrem ikonischen gelben Look verabschieden und bekam eine rote und cremefarbene Lackierung. Auch alle Werbeanzeigen wurden entfernt, stattdessen fährt Gisela mit Kim Jong-un Porträt geschmückt ihre Runden.

Weeßte, wer jewonn‘ hat? Icke
Abgelöst wurde die Baureihe G von der Baureihe… na, willst du raten? Richtig: H. Da sie baulich sehr an die Bauweise der Reihe H auf dem Großprofil angelehnt war, wurde sie aber HK genannt, das K steht hier für Kleinprofil. Dieses Modell fährt seit dem Jahr 2000 durch Berlin, ist aber im Gegensatz zu ihrem „großen“ Bruder auf dem Großprofil nicht komplett durchgängig begehbar, sondern wird aus zwei Vierwagenzüge gebildet.
Vor 10 Jahren ging unsere zweitjüngste Baureihe, die IK, an den Start. Auch diese Baureihe ist ganz besonders. Sie ist als einzige Reihe derzeit sowohl auf dem Klein- als auch auf dem Großprofil unterwegs. Mit einer 17,5 cm breite Spaltüberbrückung auch „Blumenbrett“ gerüstet wurden ihre Züge erstmals auf der Linie U5 im Oktober 2017 eingesetzt. Übrigens war das nicht das erste Mal, dass die Blumenbretter zum Einsatz kamen. Es ist bereits die dritte Version. Bereits 1923 wurden die Blumenbretter erstmals eingesetzt und dann noch einmal kurz nach dem Zweiten Weltkrieg.
Auch optisch ähnelt die IK dem Großprofil, durch die Bombierung des Wagenquerschnitts wölbt sich die Mitte des Wagens leicht nach außen, das Ergebnis: Fahrgäste haben nun rund zehn Zentimeter mehr Platz. Zudem kannst du mit ihr auch barrierefrei U-Bahn fahren. Nach Gisela, Amanullah und Dora (wie die D-Reihe im Großprofil genannt wurde), sollte auch die neue Bahnreihe einen ganz besonderen Namen erhalten. Janz Berlin durfte online via Facebook über den neuen Namen abstimmen, das Ergebnis war klar und deutlich: „Icke“ setzte sich mit 68 Prozent der Stimmen gegen die Mitbewerber „Isolde“ (23 Prozent) und „Inka“ (9 Prozent) durch.

Jaaaaanz viel Platz
Bis 08.09.2025 war Ikke „die Neue“, doch nun ist ihr jüngerer Bruder, die Baureihe JK am Start. Optisch ähnelt er sich seiner Schwester, auch er ist bombiert und besteht aus durchgängig begehbaren Zwei- und Vierwageneinheiten. Doch er bringt auch ein paar Upgrades mit sich: Er ist geräumiger, technisch fortgeschrittener und praktischer als seine Vorgänger. Mit dem Start der JK-Flotte ist die Berliner U-Bahn für die neuesten Herausforderungen der Hauptstadt gewappnet. Doch Berlin ist stets im Wandel und bald werden neue Anforderungen an das U-Bahnnetz entstehen. Und dann wird JK der große Bruder sein und das ist auch gut so, denn schließlich gibt es noch viele Buchstaben im Alphabet.

Quiz
Na? Fleißig mitgeschrieben? Teste dein Wissen jetzt in unserem Quiz:
Welche Farben hatten früher die Raucherwagen?
A) Weiß
B) Rot
C) Gelb
In welcher Hauptstadt ist Gisela heute noch unterwegs?
A) Seoul
B) Tokyo
C) Pjöngjang
Mit welchem Accessoire kann ein Kleinprofilwagen auch auf dem Großprofil fahren?
A) Blumenbrett
B) Blumenkasten
C) Blumenbeet
Antworten: B, C, A