Warum funktionieren die Klimaanlagen in den U-Bahnen nie?
Hier ist gleich der erste Irrtum: Nein, unsere U-Bahnen haben keine Klimaanlagen, sondern arbeiten mit Lüftungen. Warum ist das so?
- Klimaanlagen brauchen viel Platz
Klimaanlagen für Bahnen brauchen enorm viel Platz. Bei der U-Bahn ist eine sonst übliche Anbringung von Klimaanlagen auf dem Dach nicht möglich. Die U-Bahnzüge sind genau an die Tunnel angepasst und es bleiben nur wenige Zentimeter Platz nach allen Seiten.
- Klimaanlagen brauchen viel Energie
Klimaanlagen würden ca. 30 % mehr Energie verbrauchen. Wir öffnen bei der U-Bahn minütlich am U-Bahnhof alle Türen. Dieser Umstand ist für Klimaanlagen nicht gerade hilfreich. Zudem ist es nicht wirtschaftlich und umweltschädlich.
- Klimaanlagen erzeugen Wärme – wohin damit im Tunnel?
Klimaanlagen arbeiten wie Kühlschränke – sie entziehen dem Innenraum Wärme und geben sie nach außen ab. Aber wohin mit der Wärme? Im Gegensatz zu Bus, Tram und S-Bahn fährt die U-Bahn nur selten im Freien. Damit es nicht zu Überhitzungen im Tunnel kommt, müsste also erst ein Wärmeabluftsystem her.
Allerdings die gute Nachricht zum Schluss: Ihr müsst nicht während der gesamten Fahrt schwitzen. Alle unsere Bahnen, egal aus welcher Baureihe und aus welchem Baujahr, besitzen zur individuellen Lüftung Fenster, die gekippt werden können. Die Fenster, die sich öffnen lassen, sind immer nur auf einer Seite angebracht, um Durchzug zu vermeiden. Zudem verfügen einige U-Bahntypen über verbaute Lüftungssysteme, welche zwar keine Klimaanlage ersetzen, jedoch die Frischluftzufuhr unterstützen.
Im Bus zu kalt, in der Tram zu warm. Warum macht niemand mal ein Fenster auf?
Eine Klimaanlage, wie sie in all unseren Bussen und dem Großteil unserer Trams verbaut ist, kann nur in einer geschlossenen Umgebung effizient kühlen. Sofern dauerhaft warme Luft in die Umgebung strömt, kann die Klimaanlage ihre Wirkung nicht entfalten. In unseren Bussen und Trams findet an jeder Haltestelle ein Öffnen und Schließen der Türen statt. Dies ist immens kontraproduktiv der Kühlwirkung unserer Klimaanlagen gegenüber. Das Fahrzeug kann folglich bei sehr hohen Temperaturen nicht kühl gehalten werden. Geöffnete Fenster würden den Energieverbrauch nur noch weiter in die Höhe treiben und, außer einem steifen Nacken durch die Zugluft, keinerlei Wirkung erzielen. Erst wenn eine Klimaanlage komplett ausfallen sollte, wird das Fahrpersonal einseitig die Fenster öffnen, um zumindest eine Lüftung sicherzustellen. Kühler wird es dadurch aber leider nicht.
Sind die Lüftungen und Klimaanlagen nicht Verbreiter von Bazillen und Viren?
Alle unsere Lüftungen und Klimaanlagen beziehen Frischluft von außen. Entgegen weitläufiger Meinungen wird also nicht die „verbrauchte“ Luft im Fahrzeug aufbereitet, sondern es wird frische Luft in unsere Anlagen gesogen, durch Filter gereinigt und erst dann ins Fahrzeuginnere geführt.
Gut zu wissen…
Der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen empfiehlt, dem Fahrgastraum über motorische Lüfter etwa 20 – 30 m³ Frischluft je Person und Stunde zuzuführen. Bei einem angenommenen Fassungsvermögen von 100 Mitfahrenden pro Wagen wären das bis zu 3000 m³ je Stunde bzw. 50 m³ je Minute bzw. 800 l je Sekunde. Spätestens seit 15 Jahren werden diese Werte in Zügen der Baureihen H und HK auch vollumfänglich (> 30 m³ pro Fahrgast und Stunde) eingehalten.
Trotz dieses Luftdurchsatzes lässt es sich physikalisch nicht verhindern, dass die Temperatur im Wageninneren über die Außentemperatur ansteigt, wenn entsprechend hohe Wärmelasten vorhanden sind. Das sind vor allem die Reisenden selbst (ein Mensch gibt ca. 100 – 120 W Wärmeleistung ab). Bei einem mit 100 Personen besetzten Wagen sind das allein bis zu 12 kW „Heizleistung“. Dazu kommt auf Außenstrecken noch der Wärmeeintrag durch die Sonnenstrahlung.
Und es ist wichtig zu wissen, dass auch Mediziner*innen empfehlen, die Temperaturen in einem Fahrzeug nicht zu stark herunter zu regulieren. Kein mitreisende Person sollte beim Betreten des Fahrzeugs einen Kälteschock bekommen oder sich durch zu große Temperaturschwankungen unwohl fühlen oder krank werden.