Die BVG in der Schlacht um Berlin

Eine Zeitreise zu den letzten Kriegstagen 1945 in Berlin

Berlin, April 1945. Die Stadt ist Schauplatz der Schlacht um Berlin. Trotz der aussichtslosen Lage klammern sich die Nationalsozialisten bis zuletzt fanatisch an ihrer Macht fest und reißen Berlin mit in den Abgrund. Egal wohin man blickt, man sieht Trümmer, Leid und Grauen. Dennoch versucht die nazifizierte BVG ihren Betrieb und den öffentlichen Personennahverkehr bis zum Schluss aufrecht zu erhalten. Ein Einblick in ein dunkles Kapitel unserer Geschichte.

Die BVG wurde in den Zeiten des Nationalsozialismus zu einem durch und durch nazifizierten Vorzeigebetrieb und spielte auch in den Kriegsjahren eine wichtige Rolle für Berlin. So wurden ihre Bahnhöfe oft zur Zielscheibe von Luftangriffen, ihre Tunnel fungierten als notdürftige Schutzbunker und ihre Fahrzeuge wurden auch zum Transport von Gütern benutzt.

Trotz kaum vorhandenem Personal, zerstörter Infrastruktur und Zusammenbruch der Stromversorgung brachte die BVG bis zuletzt Berlinerinnen und Berliner notdürftig von A nach B. Der Notbetrieb wurde jedoch von der Bevölkerung kaum in Anspruch genommen. Warum auch, es ging schließlich um das blanke Überleben. Der Weg zur nächsten Wasserpumpe oder zum Lebensmittelgeschäft, in der Hoffnung, etwas zu ergattern und das Bangen um die unversehrte Rückkehr bestimmten den Lebensalltag der verbleibenden Zivilbevölkerung.

Von Straßenbahn zu Straßensperrung: Die letzten Kriegstage

Obwohl eine Niederlage immer unvermeidlicher wurde, hielt das NS-Regime in seinem Wahn am Kampfwillen fest und erklärte die Stadt Berlin im Februar 1945 zu einer sogenannten „Festung“. Und diese soll auch gerüstet werden: Unter anderem wurden ausgebrannte Straßenbahnwagen mit Trümmerschutt gefüllt und zu Straßensperrungen umfunktioniert. Die Straßenbahn wurde ohnehin schon länger auch zum Transport von Gütern eingesetzt.

Damit die BVG die Beförderung von Menschen trotz der allgegenwärtigen Zerstörung gewährleisten konnte, wurden so genannte Verkehrsstufen eingerichtet. Die „Verkehrsstufe I“ bedeutete, dass nur Personen mit der BVG fahren durften, deren Arbeitsweg zu Fuß länger als 30 Minuten dauerte. Eine „Verkehrsstufe II“ erhöhte diese Zahl auf 60 Minuten. Und bei der höchsten Verkehrsstufe, der „Verkehrsstufe III“ durften nur (Zwangs)-Arbeiter*innen mit rotem Fahrausweis die BVG benutzen, die in Infrastrukturbetrieben (wie der BVG), Krankenhäusern, Kraftwerken und Rüstungsbetrieben arbeiteten.

Doch am 25. April 1945 hörte auch der Herzschlag Berlins endgültig auf zu schlagen. Seit Wochen fuhr die U-Bahn nur noch sehr sporadisch, als das BVG-Kraftwerk Unterspree an jenem Abend unter Beschuss geriet und die Stromversorgung einstellte, stand nun auch die letzte U-Bahn still. Mit der Kapitulation Berlins am 2. Mai 1945 stellte die BVG ihren Betrieb schließlich auch offiziell ein.

Berlin Alexanderplatz 1947, man sieht zerstörte Gebäude im Hintergrund.
Berlin Alexanderplatz 1947, die Spüren des Krieges sind dennoch deutlich zu sehen.

Was nach dem Krieg bleibt

Der Krieg ist vorbei, die Zerstörung bleibt. Die wirtschaftliche Bilanz war für die BVG verheerend: dreiviertel der Straßenbahnen, mehr als die Hälfte der U-Bahnzüge und fast alle Busse wurden in Mitleidenschaft gezogen. Die wenigen intakten Fahrzeuge konnten auch weiterhin nicht fahren, da das Oberleitungsnetz nahezu komplett vernichtet sowie das Gleisnetz der U-Bahn stark beschädigt wurde.

Der Schaden wurde hierbei nicht nur ausgehend von den Kräften der Alliierten angerichtet. In den letzten Kriegstagen wurde vieles „aus taktischen Gründen“ von den Nationalsozialisten eigenhändig und mutwillig zerstört. Unter anderem wurde dabei der Tunnel der Nord-Süd-Bahn gesprengt und zu großen Teilen geflutet.

Doch weitaus schlimmer als der strukturelle Schaden war der menschliche: Unzählige Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen der BVG fielen dem Krieg und den Nationalsozialisten zum Opfer. Schließlich kann ein zerstörtes Streckennetz ersetzt werden, aber ein Menschenleben nicht.

Der Wiederaufbau nach dem Krieg

Der Krieg ist vorbei, die Zerstörung bleibt, doch das Leben geht weiter. Berliner*innen und BVGer*innen packen in Eigenregie kräftig an, räumen auf und bauen auf. Bereits am 13. Mai 1945 fuhren die ersten Busse wieder, einen Tag später rollten U-Bahnen auf vereinzelten Streckenabschnitten und am 20. Mai nahm auch die Straßenbahn wieder ihren Betrieb auf. Vor den Mitarbeitenden der BVG lag zwar noch ein langer Wiederaufbau, doch dank ihrer Bemühungen bauten sie ein Stückchen Normalität auf in einem zerbrochenen Berlin.

 

Quelle: Aus Rot wird Braun – die BVG 1929-1945, Christian Dirks, Jörg Pache, Thorsten Beck. mitteldeutscher Verlag.  2015. (Hrsg.): BVG. S. 108-117. 

Bilder: BVG Archiv