Dieses Gefühl zu haben und sich die Frage nach dem Sinn dahinter zu stellen, ist absolut nachvollziehbar. Um deshalb etwas Klarheit und Verständnis zu schaffen, wagen wir hiermit einen kleinen Einblick in die Welt der Einsatzplanung der BVG.
Wer hat hier den Hut auf?
Zunächst ist es wichtig zu wissen, dass die BVG als Anstalt öffentlichen Rechts nicht einfach eigenmächtige Entscheidungen treffen darf. Unsere Auftraggeberin ist die zuständige Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz (SenUVK). Die dort zugehörige Fachabteilung Verkehrsmanagement gibt im Wesentlichen Streckenverläufe und Taktungen vor.
Unsere Expert*innen werten laufend die Daten z.B. zu Fahrzeiten, Fahrgastauslastung etc. aus. Wenn ein Bedarf an Änderungen erkannt wird, erfolgen Anpassungen bei Streckenverläufen, Fahrplanzeiten, Taktungen oder Bedienzeiten in Abstimmung zwischen den Behörden und der BVG. Meist geschieht das zu den festgelegten Terminen der Fahrplanwechsel im April und im Dezember. Entscheidend ist am Ende immer die Bestellung durch die SenUVK.
Wo, wie und warum?
Anders als Straßenbahnen, die zu 57 Prozent ihren eigenen Gleisbettkörper befahren, sind Busse zu 100 Prozent im regulären Straßenverkehr mit Radfahrer*innen, Fußgänger*innen und Autofahrer*innen eingebunden.
Maßgeblichen Einfluss auf Fahrzeiten und Pünktlichkeit haben die zahlreichen Baustellen. Baustellen sorgen auch dafür, dass manchmal bestimmte Linien von bestimmten Bustypen nicht befahren werden können. Nehmen wir allein die Buslinie M29. Auf dieser Strecke nicht auf eine Baustelle zu stoßen, ist fast wie Lotto zu spielen. Somit werden hier eher kleinere Fahrzeugmodelle eingesetzt, um an Baustellen überhaupt vorbeizukommen und den Fahrplan einhalten zu können.
Die Linie 170 beispielsweise stellt sich einem anderen Problem. Stark frequentiert durch Mitfahrende, welche direkt von der Fähre kommen, wäre hier der Einsatz eines Doppeldeckers durchaus sinnvoll. Nun führt der Streckenverlauf jedoch entlang einer Brücke mit sehr geringer Durchfahrtshöhe an der Bergstraße. Wer bei diesem Kräftemessen gewinnen würde, steht wohl fest.
Dem Thema Naturdenkmäler darf sich der 142er stellen. Er passiert nämlich auf seiner Route Bäume, die zu Naturdenkmälern erklärt wurden und deshalb nicht beschnitten werden dürfen. Sprich, was eine Säge nicht darf, darf der Bus erst recht nicht, und somit steht fest, dass auch dort keine Doppeldecker fahren können. Dies als kleiner Exkurs, wieso bestimmte Fahrzeugtypen auf bestimmten Strecken fahren oder eben auch nicht.
Alles hat ein Ende nur der Einsatzplan hat zwei
Busse müssen regelmäßig zur Hauptuntersuchung (HU) und häufig in die Werkstätten zu planmäßigen Wartungsarbeiten. Hinzu kommen ungeplante Reparaturen. Auf Grund des hohen Verkehrsaufkommens – vor allem in der Berliner Innenstadt – sind Busse die von Verkehrsunfällen am häufigsten betroffenen Nahverkehrsmittel. Nicht zu unterschätzen sind auch ständige und notwendige Bauarbeiten an Straßenbahn- oder U-Bahnstrecken, die dann für bestimmte Zeiträume ausfallen und durch Busse ersetzt werden müssen.
Der Bus ist das einzige Verkehrsmittel, welches den Ausfall des schienengebundenen ÖPNV stützt und ersetzt. Dies erfolgt häufig in einem hohen Ausmaß, da sich viele Baustellen und gesperrte Streckenabschnitte über Wochen oder sogar Monate ziehen können. Die Größe und Dauer der Baustelle bestimmt zudem natürlich die Zeitspanne des Einsatzes des Ersatzverkehrs. Als Beispiel: Für eine größere Streckensperrung einer U-Bahn müssen ca. 20 Busse und vor allem entsprechend viele Busfahrer*innen als Ersatz bereitgehalten werden.
Tetris spielen mit Bussen
Die Einsatzplanung der Busse in Berlin erfolgt täglich neu. Es sind mehrere hundert Busse, die auf einer Fläche von 892 Quadratkilometern (eine Fläche, so groß wie Dresden, München und Frankfurt am Main zusammen) jeden Tag aufs Neue von der Einsatzleitung geschoben, ersetzt und neu eingesetzt werden müssen. Das ist eine Herausforderung, nicht nur für die Einsatzleitung, sondern auch für unser Fahrpersonal, welches sich ständig mit unterschiedlichen Modellen und neuen, ungewohnten Strecken auseinandersetzen muss. Denn das Fahrpersonal wechselt fast täglich die zu befahrenden Linien und vor allem auch die Fahrzeuge. Selbstverständlich betrifft all das die Mitfahrenden der BVG genauso.
Fazit
Die Einsatzplanung ist also weitaus komplexer als gedacht. Trotz aller Einflussgrößen hat die sichere und reibungslose Beförderung der Reisenden immer die oberste Priorität. Und wir arbeiten ständig an Verbesserungen.
Haltestellen werden versetzt, Fahrstreifen erweitert, bessere Routen ausgetüftelt und die Busfahrer*innen konstant geschult. Ohne das Feedback unserer Mitfahrenden, welches dankend angenommen wird, wäre dies nicht möglich.